CC0 张 学欢China: Der Überwachungs- und Bewertungsstaat im Alltag
Bis 2020 will China ein umfassendes „Social Credit“-System
aufgebaut haben, das jeden Bürger in eine Bewertungskategorie steckt.
Abhängig vom Verhalten im Privat-, aber auch Arbeitsleben müssen
chinesische Bürger mit Annehmlichkeiten oder Sanktionen rechnen. Der Deutschlandfunk hat sich eines der Pilotprojekte in der Küstenstadt Rongcheng angesehen und mit vielen Betroffenen geredet:
Die
rund 670.000 Einwohner in Rongcheng müssen ihren
Sozialkredit-Punktestand regelmäßig vorweisen: Für eine mögliche
Beförderung beim Arbeitgeber, für die Mitgliedschaft in der
Kommunistischen Partei Chinas, für die Beantragung eines Kredits bei der
Bank. Nichts geht mehr ohne gute Bewertung. An Lin ist Sachbearbeiterin
im Amt für Sozialkredit-Management. Bevor sie Zhang vom Forstamt das
Blatt mit seinem Kontostand aushändigt, erklärt sie das Punktesystem.
„Der
Punktestand ist anfangs für alle gleich, nämlich genau 1000. Diese Zahl
erhöht sich dann mit der Zeit – oder wird niedriger. Die höchste
Bewertung ist AAA. Dann geht es nach unten weiter mit AA und dann A und
so weiter. Die schlechteste Bewertung ist D – da liegt man bei unter 599
Punkten.“
Von diesem System profitieren werden
vor allem systemkonforme, angepasste Bürger auf der einen und das
chinesische Regime auf der anderen Seite, das ein starkes Interesse an
„sozial erwünschtem“ Verhalten seiner Untertanen hat. Die Verlierer
stehen ebenfalls fest: All jene, die nicht in das vorgefertigte Muster
passen können oder wollen, Dissidenten, sozial Schwache, Künstler oder
politisch gerade unliebsame Konkurrenten.
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